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Kognitive Dissonanz oder "Ich mach mir die Welt widde widde wie sie mir gefällt ..."

Heute Sonntag waren bayrische Landtagswahlen und alle klaren Verlierer der Wahl, also SPD, CSU usw. sehen sich in den Medien ungern als Looser. Sie benutzen in Interviews mannigfaltige Wendungen und Verbiegungen, um das Debakel schönzureden. Innenminister Seehofer spricht zum Beispiel vom "famosen Wahlkampf", der geführt wurde. Wird er sich den als Beispiel nehmen? Na, hoffentlich nicht!

 

Hier kommt ein psychologisches Prinzip zu tragen, das als "kognitive Dissonanz" bekannt ist. Kognitionen sind Erkenntnisse über die Realität. Wenn die eigene Überzeugung, das eigene Verhalten und die extern wahrgenommene Realität nicht übereinstimmen, kommt es zu einer Dissonanz, einer als unangenehm wahrgenommenen inneren Anspannung. Ein bekanntes Beispiel dafür sind überzeugte Raucher, die von der Umwelt ständig und mit hoher Evidenz über die gesundheitlichen Risiken des Rauchens aufgeklärt werden. Drei Bewältigungsstrategien sind dann möglich:

  1. Man versucht vom Rauchen loszukommen und anerkennt die Informationen und Beweise.
  2. Man hört und schaut weg und ignoriert die Beweise der Gesundheitsschädlichkeit.
  3. Man hört nur auf Informationen, die die Gefahren schönreden ("mein Opa wurde als Raucher 92 Jahre alt!").

Im ersten Fall hat man die Dissonanz in einer konstruktiven Weise gelöst, im dritten Fall ist die Lösung destruktiv und man belügt sich selbst. Im zweiten Fall bleibt die Dissonanz bestehen, man wird sich damit dauerhaft unwohl und angespannt fühlen. Menschen neigen dazu, diese Dissonanz auf die eine oder andere Weise zu überwinden und den zweiten Fall nur selten dauerhaft anzunehmen.

 

Und nun werde ich mich bei Finanzbloggern gewaltig in die Nesseln setzen, denn ich denke, dass dieses psychologische Prinzip bei Artikeln von ihnen in manchen Zeiten nicht selten zum Tragen kommt und von deren Lesern dringendst beachtet werden sollte. Denn die eigenen Überzeugungen sind bei Bloggern recht stark und dementsprechend ist es wahrscheinlich, dass sie ihre Überzeugungen beibehalten wollen, auch wenn von der Umwelt gegenteilige Signale kommen. Hier ein Beispiel aus Grossmutters Sparstrumpf. Und ja, ich weiss, ich werde mir damit absolut keine Freunde machen:

Ein Blogger darf das natürlich alles so drastisch darstellen. Und ich habe auch gar nicht die Kenntnisse, um hier irgendetwas besser, verständiger oder früher zu wissen, widerlegen zu können oder andere Erkenntnisse zu liefern.

 

Aber mein dringender Rat wäre doch, dass alle sparsamen Zeitgenossen, alle Leser dieses Blogs sich hier an das Prinzip der kognitiven Dissonanz erinnern und ihre eigenen Entscheidungen immer im Hinblick auf dieses Prinzip prüfen und dazu verschiedene, nicht einseitige externe Informationen einholen und ernsthaft berücksichtigen. Man frage sich jeweils, ob einen die eigenen Überzeugungen/Wünsche und eingeschliffene Verhaltensweisen steuern oder ob man irgendwo anders vielleicht neue Informationen erhält, die Grundlage einer Verhaltensänderung sein können. Es ist das eminent wichtige Prinzip, sein Verhalten stetig zu hinterfragen und Anpassungen zu erlauben, statt mit aller Kraft an den eigenen Überzeugungen störrisch festzuhalten, falls ich dies hier etwas übertrieben klarstellen darf.

 

Es lohnt sich, sich mit der kognitiven Dissonanz auseinanderzusetzen und nebenbei allfällige Filterblasen der Finanzblogger links liegen zu lassen. Ein für mich sehr gutes Beispiel der Hinterfragung eigener Entscheidungen und Überzeugungen ist der Artikel von Finanzguerilla zu Funktioniert Mintos langfristig?. Vorbildlich!

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