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Invest: Der Zauber von Ozmium

Die diesjährige Stuttgarter Invest ist Geschichte, die Stände wieder abgebaut, die zahlreichen Besucher wieder bei ihren üblichen Aufgaben und die Aussteller hoffentlich zufrieden. Hat es mir etwas gebracht? Nur wenig, die guten Vorträge waren komplett überlaufen, anderswo wurde viel Schmalz vorgetragen und die eigene Sichtweise der Dinge kultiviert und gehegt.

 

Aufgefallen ist mir, dass im internationalen Jahr des Periodensystems allüberall Elemente angepriesen wurden. Gold und Silber, klar, das geht bei Anlegern immer, ebenso Kohlenstoff in Form des Diamanten. Das Schwermetall Uran als Energierohstoff ist schon ungewöhnlicher. Für gewiefte Anleger gibt es noch Platin und Palladium, aber wer wirklich etwas auf sich hält und das Besondere, Aussergewöhnliche sucht, der investiert in...

 

OSMIUM

Im idyllischen Baierbrunn bei München residiert das Osmium-Institut zur Inverkehrbringung und Zertifizierung von Osmium GmbH. Dort wird die Vermarktung und Vertrieb von Osmium geplant und vorangetrieben. Gehen wir aber in der Geschichte etwas zurück.

Osmium ist ein sprödes, hartes und hochschmelzendes Metall aus der Platingruppe mit der höchsten Dichte aller stabilen Elemente. Mit Platin zusammen wird es auch gewonnen und davon mit chemischen Methoden abgetrennt. Hergestellt werden pro Jahr nur etwa 100 kg weltweit. Bisher wurde Osmium hauptsächlich als feinstes Pulver gehandelt, dem sog. Osmium-Schwamm. Wegen des extrem hohen Schmelzpunktes ist es kaum möglich, daraus Barren oder gar Münzen herzustellen. Das feine Pulver ist aber nicht so reaktionsträge, wie es sich für ein Edelmetall eigentlich geziemt. An der Luft bilden sich geringe Mengen eines stark nach Rettich riechenden und sehr giftigen, leichtflüchtigen Oxids. Daher auch der Name Osmium, vom strengen Geruch.

Die Innovation des Osmium-Institutes besteht nun darin, dass sie ein Verfahren entwickelten, Osmium in eine glänzende, schön anzuschauende und kristallisierte kompakte Form zu überführen (vermute dahinter ein Gasphasentransportverfahren) und dann allerlei Marketingbrimborium, Zertifikate und andere Wichtigtuereien drumherum aufzubauen. Mit Erfolg. Der Osmiumpreis steigt seitdem.

 

Drei mögliche Anwendungen für Osmium sind nun denkbar und werden vom Institut verfolgt:

  • Eine industrielle Anwendung
    Meine Meinung: Derzeit ist Osmium so gut wie unbrauchbar. Steigt der Preis, wird man selbst für die wenigen Einsatzzwecke (extrem harte Beschichtungen etc.) sicherlich bald Ersatz suchen.
  • Verarbeitung zu Schmuck
    Auf der Invest wurden einige Beispiele von Schmuck gezeigt. Nicht uninteressant, aufgrund der unregelmässigen Kristalle sieht alles aber sehr derb und grobschlächtig aus. Gollum hätte seine Freude an einem Ring. Schwer zu sagen, ob das ein Markt ist.
  • Als Wertanlage
    Die Osmiumvorräte der Erde sind extrem gering und begrenzt. Viel gibt es da gar nicht. Daher kann es sein, dass die schönen glänzenden Osmium-Disks und kleinere, daraus geschnittene Einheiten vorerst einen Hype unterhalten könnten und von Anlegern vermehrt zur "Element"-Diversifizierung geordert würden. Wenn man von Gold und Platin sozusagen schon genug hat. Der Osmiumpreis könnte dann vielleicht unerwartete Höhen erreichen. Aber Vorsicht, vielleicht geht der Hype auch wieder vorbei und jeder will plötzlich Helium-3 kaufen. Oder auch Tulpen...  Wer weiss.

Aktuell beträgt der Gramm-Preis für kristallines Osmium übrigens 1128 Schweizer Franken. Das Potenzial zur Wertaufbewahrung ist wesentlich konzentrierter als bei Gold. Schön, wenn man 2013 bei 200 Franken eingestiegen wäre.

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