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Depot coronafest machen und Trennungsschmerz überwinden

Kommt es denn niemandem spanisch vor, dass die Börsen in den letzten Wochen nach dem coronabedingten Einbruch schon wieder eine Aufholjagd durchmachten? War denn der Einbruch wirklich übertrieben angesichts der vielen neuen Arbeitslosen, der Kurzarbeit, der enormen kreditfinanzierten Ausgaben für notleidende Unternehmen und der miesen Konjunkturaussichten? Schon klar, die Börse bewertet die Zukunft, aber um welche Zukunft handelt es sich da? Ist es die Lage in fünf Jahren? Oder nicht etwa doch die Gewinnaussichten der nächsten 12-24 Monate? Die sehen meiner Meinung nach in vielen Fällen mau aus.

 

Ich habe mich ja noch nie an langfristige Strategien gehalten und die die Empfehlungen mancher Experten, stur weiter zu investieren, an bestehenden Investitionen festzuhalten und den nächsten Aufschwung abzuwarten, schlage ich gerne in den Wind und nutze die schon wieder gestiegenen Kurse um bei einigen Investitionen ein (vorübergehendes) Ausstiegsszenario einzuleiten.

 

Mit drei einfachen Fragestellungen durchforstete ich in den letzten Apriltagen meine Aktienanlagen.

  1. Welche Aussichten sehen das Management respektive Analysten für die Geschäftslage in den nächsten 12-24 Monaten?
  2. Wie coronasicher sind die Burggräben mittelfristig?
  3. Was sagt mein Bauchgefühl?

Hier ein paar Extrembeispiele, bei denen ich genau so gut dramatisch daneben liegen kann, denn es sind wirklich exzellente Unternehmen. Aber nur wer wagt, gewinnt!

 

Beispielsweise Allianz. Diese Versicherung gilt ja eigentlich als Stabilitätsanker. Analysten von Goldman Sachs gaben zu bedenken, dass es zu einer Dividendenkürzung kommen könnte. Ende April dann die Meldung von Allianz, dass das Gewinnziel nicht zu halten sei. Also erstmal weg damit, auch wenn es Trennungsschmerz bedeutet. Gerne später wieder, liebe Allianz...

 

Beispielsweise Apple. Eine Marke, wie sie kaum bedeutender sein kann. Patente, Technik, Vertriebsnetz, Ecosystem - mehr Burggräben kann man sich nur schwer vorstellen. Und dennoch nimmt der Umsatz schon ab. Wie wird es erst aussehen, wenn die zig Millionen arbeitslosen Amerikaner keine teuren iPhones für sich und ihre Familien mehr kaufen können? Mit starkem Trennungsschmerz verkaufe ich daher Apple in der Hoffnung, diese tolle Aktie später günstiger zurück zu holen...

 

Beispielsweise McDonald. Beim Burgerbrater habe ich einfach ein unbestimmtes ungutes Gefühl. Die Produkte mag ja fast jeder, aber werden sich in Zukunft wirklich wieder so viele Leute in die engen Restaurants setzen, gedrängt an den Kassen anstehen oder mit Fingern auf den Bestellterminals schmieren wollen? Um dann die Pommes aufs Papier zu schütten und gemeinsam ins Ketchup zu tunken? Vor allem das Ausmass und die schnelle Erholung der McDonalds Aktie bereitet mir Kopfschmerzen. Immerhin spricht auch der Vorstand von einem erheblichen Schaden. Ich verkaufe derzeit mit gutem Gewinn und betäube damit meinen Trennungsschmerz in der Hoffnung auf Aktie und Burger irgendwann wieder zurück zu kommen...

 

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