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Eine mögliche Zukunft der Schweizer Altersvorsorge und ihre Folgen für die Säule 3a

Die Grundzüge der Altersvorsorge mit der Bezeichnung Säule 3a habe ich bereits in einem früheren Beitrag skizziert. Heute möchte ich einige Gedanken zur Säule 3a zur Diskussion stellen.

Die Vorteile für Investitionen in die 3a-Säule stellen sich aus Sicht von Bankberatern sehr einfach dar, man wird förmlich erschlagen mit den Argumenten:

In der Tat spart man mit Anlage in der Säule 3a auf den entsprechenden Betrag bis zum maximalen Einzahlungsbetrag von 6826 Franken (Stand bereits für 2019) für abhängig Beschäftigte die anteiligen Steuern. Allerdings muss man bei der Auszahlung viele Jahre später dennoch wieder Steuern zahlen. Heutzutage noch zu einem attraktiven reduzierten Satz, aber wer verspricht einem zu wissen, wie das in 30 oder 40 Jahren aussieht? Genau diese Ungewissheiten möchte ich heute diskutieren und hier nochmals die Nachteile schon heute der Säule 3a aufzählen:

  • die niedrigen bis vernachlässigbaren Zinsen derzeit (aktuelles Beispiel NAB, noch recht gut).
  • die oft hohen versteckten Kosten und Gebühren bei Anlagen in risikoreicheren Wertpapieren.
  • die fehlende Flexibilität, das Kapital ist gebunden ausser bei extrem eng definierten Ausnahmefällen.

Das Problem ist, dass sich zukünftige Erwerbsbiographien von jungen Leuten heute vermutlich kaum mehr vergleichen lassen mit den vergleichsweise langweiligen Karrieren der jetzigen Älteren, für die das System der dritten Säule geschaffen wurde. Die Biographien können sich zukünftig mannigfaltig unterscheiden, hier dargestellt als zunehmende, aber denkbare Extremfälle:

  • Feste Anstellung bei einem Arbeitgeber wird seltener, an die Stelle treten Projektarbeiten, kurzfristige Anstellungen und Teilzeitbeschäftigungen bei mehreren Arbeitgebern.
  • Phasen von selbständiger Erwerbstätigkeit mit intensiver Beschäftigung wechseln sich ab mit Reisen, Weiterbildungen zur Horizonterweiterung und Praktika.
  • Auf feste Pensionierungszeitpunkte wird verzichtet, statt dessen arbeitet man auch im Alter in angepasster Form ggf. reduziert weiter.
  • Klassische lebenslange Verbindungen in einer Ehe werden zum Ausnahmefall und zwischen den Geschlechtern wird die Verteilung von Erwerbsarbeit und Familienarbeit wesentlich ausgeglichener, inbegriffen Teilzeitmodelle.
  • Die internationale Mobilität und der Austausch zwischen Nationen wird dramatisch erhöht, Arbeitsaufenthalte im Ausland und sogar in zwei Ländern gleichzeitig werden zum Normalfall.
  • Breite Kreise werden nicht mehr im üblichen Sinne produktiv arbeiten, sondern zeitweise - ausgestattet mit einem bedingungslosen Grundeinkommen - individuellen Bedürfnissen nachgehen.

Alle diese Punkte erschweren vielleicht sehr bald die traditionelle, nationengebundene Vorsorge für das Alter. Neue Modelle mit mehr Steuerungsmöglichkeit und höherer Flexibilität sollten an die Stelle der alten Modelle treten. Die bisher an Erwerbsjahre gebundene Sätze müssten flexibilisiert werden um an wechselnde Beschäftigungsmodelle besser angepasst zu sein. Bedingungen für den Ausstieg aus dem Vorsorgemodell müssten wesentlich erweitert werden. Bisher werden diese Anliegen politisch kaum unterstützt, aber die Politik muss sich irgendwann bewegen und anpassen. Aber wann wird das geschehen?

 

Bis das passiert rate ich skeptischen, jungen, modernen und sparsamen Zeitgenossen das Modell der Säule 3a äusserst kritisch zu prüfen, die vermaledeite Steuerersparnis auch mal links liegen zu lassen und über Anlagen in Wertpapieren wie ETF, Dividendenpapieren, günstigen Fonds und Aktien allgemein nachzudenken, die nicht irgendwelchen Regulationen und Einschränkungen unterliegen und - ganz wichtig - möglichst wenig Kostenanteil (z.B. TER) haben. Damit bleibt man maximal flexibel und profitiert dennoch am langfristigen Ende. Vielleicht haben wir auch gerade dieser Tage einen günstigen Einstiegszeitpunkt?

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Kommentare: 2
  • #1

    Dogboy (Freitag, 12 Oktober 2018 09:16)

    Die TER ist nicht immer aussagekräftig. Wer es genau wissen will, vergleicht die Tracking Difference (TD). Zum Beispiel mit www.trackingdifferences.com

  • #2

    Dreigroschenblogger (Freitag, 12 Oktober 2018 17:57)

    Guter Punkt , vielen Dank. Zu diesem Punkt gibt es erfahrenere Leute. Beachtet den Link.