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I+I Bereit für eine Generalüberholung - die Säule 3a der Schweiz

"Kosten, Kosten, Kosten. Das sind die drei Gründe, die Riester und Co. sinnlos machen. Wenn ihr jung seid, davon gehe ich hier mal frech aus, dann müsst ihr jede 0,1% mitnehmen. Über Laufzeiten von 40 Jahren kommen da riesige Summen zustande. Die wollt ihr sicher später mit ein paar Drinks genießen und nicht heute irgend einem Versicherungskonzern schenken, der in 20 Jahren eh im Eimer ist."

[aus "Basics in Banking" von lara bei Blackwater.live]

 

Obige Sätze haben mich sehr beeindruckt und mir gefällt diese zunehmend kritische Auseinandersetzung junger Leute in Deutschland mit den etablierten Sparformen wie Riester etc. ausgesprochen gut. 

 

Wir sind hier aber in der Schweiz und müssen uns meiner Meinung nach an die eigene Nase fassen. Mit dem steuersparenden Konstrukt Säule 3a haben wir ja auch ein durchaus zu hinterfragendes System der Altersvorsorge vorzuweisen. So gut es auch für die jetzt abtretende Generation zu Zeiten von aus heutiger Sicht absurd hohen Zinsen funktioniert haben will - ob es auch das richtige System für die jetzige junge Generation ist, halte ich für äusserst fraglich. Für wirklich äusserst fraglich.

 

Denn was war das System anderes als eine riesige grosse Zecke, die an unseren Finanzkörper angelegt wurde und ihn fortwährend aussaugte. Hin und wieder gab sie die netten Drogen "Steuerersparnis" und "Zinsen" in den Kreislauf ab, was diesen beruhigte. Die Gebührenströme, Ausgabaufschläge und andere Abzüge der einfallsreichen Banken nährten die Zecke, bis sie nach Jahrzehnten dick und fett abfiel, dann nochmals der Staat seine Hände aufhielt und Steuern kassierte, bevor das Ersparte wieder dem eifrigen Sparer zugute kam.

 

Soll das das Modell für die junge Generation sein? Jetzt bei Negativzins? Und sich die Welt gefühlt fünfmal schneller dreht?

 

Nun, die Säule 3a ist im Jahr 1972 eingeführt worden. Der nette Notar Nello Celio war Bundespräsident der Schweiz. Sommerolympiade in München. Telefone mit Wählscheiben, die Tastentelefone waren noch nicht fertig entwickelt. Apollo-17, die letzte Mondmission. Kalter Krieg mit dem Warschauer Pakt.

 


 

Aber bitte, wenn sich da jemand zu Hause fühlt, dann darf er gerne auch in die Säule 3a einzahlen.

 

In diesen Zeiten wurde unser Altersvorsorgesystem eingeführt und hat sich bis heute in den Köpfen festgesetzt und geradezu eingefressen. Wir spüren die Zecke nicht mehr, zu wirksam ist vor allem die Droge Steuerersparnis. Aber man sollte sie spüren, denn die Säule 3a passt so gar nicht mehr in die heutige Welt.

 

Besser anders, moderner, geschickter und intelligenter vorgehen, liebe Leute; lest die Blogs und hört die Nachrichten.

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Kommentare: 7
  • #1

    Hans Brotschi (Samstag, 06 April 2019 12:43)

    Was ist denn falsch am am ETF-Sparen aus dem BRUTTOlohn, z. B. mit VIAC? Gerade wenn man heute einen hohen Grenzsteuersatz hat und als Rentner wegen niedrigerem Einkommen und evtl. sogar Kantonswechsel viel weniger Steuern zahlt.
    Im Vergleich zu Deutschland ist 3a super und eher mit den 401(k)s der USA zu vergleichen.

  • #2

    Nastor (Samstag, 06 April 2019 22:08)

    Ich sehe da in Säule 3a auch ein geniales System der "sicheren" Säule. Besonders wenn man mit VIAC spart. Denn da kann man sich selber ein ETF-Portfolio zusammenstellen, und wenn man es geschickt macht, kann man sich ein Portfolio mit 0% ETF Gebühren basteln (Es bleiben nur die VIAC-Gebühren).

    Sicher ist die Säule 3a in der Hinsicht, das sie Zweckgebunden ist und man nicht so leicht an das Geld rannkommt. Bei einem normalen Depot besteht immer die latente Gefahr Geld rauszunehmen oder zu oft seine Strategie anzupassen. Für mich ist die Säule 3a ein super Vehikel ein etwas Risikoarmen Teil zu haben. Etwas mehr Risiko kann man ja weiterhin selber abbilden.


    Ich sehe in dem Text auch keine Stichhaltigen und vorallem Zahlenbasierende Argumente gegen die Säule 3a.

    Denn mit VIAC ist die Säule 3a definitiv in der Neuzeit angekommen.

  • #3

    Dreigroschenblogger (Sonntag, 07 April 2019 09:18)

    Die Berechnung der Rendite von Säule 3a-Anlagen hängt von extrem vielen Faktoren ab. Aus gutem Grund gibt es hierfür kaum Zahlen. Und niemand kann in die Zukunft schauen.
    Die beim späteren Bezug fälligen Steuern gehen bei den Beratern sowieso meist unter. Deren Berechnung ist wiederum von vielen Faktoren abhängig, unter anderem vom Wohnort.
    https://www.credit-suisse.com/ch/de/privatkunden/vorsorge/pensionierung-planen.html#kapitalbezug
    Mehr geht es mir aber um die strikte Festlegung auf dieses Modell. Junge Leute haben oft nicht mehr die geradlinigen Erwerbsbiographien wie ich alter Sack. Säule 3a ist UNFLEXIBEL. Und häufig ein Gebührengrab.
    VIAC ist wirklich eine vergleichsweise gute Wahl. Aber die internen Gebühren der ETFs "wegzubasteln" ist ein Wunder. Wie soll das gehen?

  • #4

    Nastor (Montag, 08 April 2019 11:51)

    Die ETF Gebühren wegzubasteln geht, da man in Viac ETFs mit 0% TER finden kann.
    Hier ist ein Blogbeitrag zu diesem Thema:

    https://mrleanlife.com/2019/viac-part-2/

  • #5

    Dreigroschenblogger (Mittwoch, 10 April 2019 09:20)

    Bei einem der Fonds habe ich im Produktdatenblatt nachgeschaut (CH0110869143). In der Tat werden keine Pauschalgebühren angegeben und eine verschwindend geringe Ongoing Charge. Womit zum Teufel verdienen die aber dann ihr Geld?

  • #6

    Patrick (Freitag, 12 April 2019 10:25)

    @Dreigroschenblogger

    Es handelt sich um institutionelle Klassen der ETFs. VIAC hat einen Rahmenvertrag mit dem Anbieter und gibt einen Anteil seiner vereinnahmten Gebühren an den ETF Anbieter weiter.

  • #7

    Dreigroschenblogger (Freitag, 12 April 2019 10:29)

    Ah, vielen Dank für die Aufklärung! Somit bleibt es dabei. Irgendwo hat es Kosten. Es fliesst dann einfach in die Kalkulation der VIAC-Gebühren mit ein.