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Goldbären vs. Goldbullen

Nach Golde drängt,

Am Golde hängt

Doch alles. Ach wir Armen!

 

Johann Wolfgang von Goethe

 

In meinem Beitrag heute soll es nicht allein um Gold als Anlageinstrument und Wertaufbewahrungsmittel gehen (inkl. der vielkolportierten Story, dass man sich für eine Unze Gold seit eh und je einen Massanzug/eine Tunika leisten kann, gähn).

 

Sondern es geht um dieses recht seltene Element, ein faszinierendes Metall, weiters um seine ungewöhnlichen Eigenschaften und daraus resultierenden technischen Anwendungen. Und ich gehe der Frage nach, ob Gold auch in Zukunft für etwas anderes gebraucht werden wird, als es sich nur in Schweizer Tresore zu legen oder um den Hals zu hängen.

 

Gold ist weich

Man spricht von hoher Duktilität. Reines Gold ist relativ weich und geschmeidig. Es lässt sich zu extrem dünnen Blattgold auswalzen und schlagen. Einfaches Blattgold hat eine Dicke von nur noch wenigen 100-1000 Goldatomen. Dennoch braucht man aufgrund der hohen Dichte 2 Gramm Gold für einen Quadratmeter Blattgold.

Mit Blattgold werden vorwiegend Gegenstände, Kunstwerke und Bauten vergoldet. Ein klein wenig Gold geht als Lebensmittelzusatz (E 157) zu eingebildeten Köchen und ihren absurden Kreationen, auf Hochzeitstorten und in Spirituosen (Danziger Goldwasser u.a.). In einem selbstlosen Versuch bestimmten Forscherinnen die Menge an Gold im Danziger Goldwasser, es war leider doch zu wenig für Ihre Waage.

 

Blattgold geht im Laufe der Zeit durch Verwitterung und Abrieb mehr oder weniger verloren. Gegenstände mit Blattgoldoberflächen werden daher von Zeit zu Zeit restauriert. Die Menge an so verlorenem Gold ist aber recht klein, man rechnet weltweit mit Verlusten von wenigen dutzend Kilogramm, trotz der weiten Verbreitung von Blattgold für architektonische und künstlerische Zwecke. Dies kann sich ja noch ändern, falls sich Gold als Nahrungsmittelbestandteil weiter durchsetzt.

 

Gold ist edel

Den Edelmetallcharakter macht sich die Elektronikindustrie zunutze. Die mikroskopisch kleinen Kontakte von Chips müssen elektrisch mit den Anschlüssen verbunden werden ("Bonding"). In vielen Fällen geschieht dies mit feinsten Golddrähten. Aufgrund seiner Duktilität kann man nicht nur dünnes Blattgold fertigen, sondern auch filigrane Drähte. Diese Drähte haben den Vorteil, nicht zu korrodieren und kaum Platz einzunehmen. Wesentliche Punkte für die modernen, dichtgepackten Chips, die zuverlässig in unseren Smartphones werkeln müssen.

In dem Zusammenhang spricht man immer gerne über das Recycling der edlen Metalle in unseren Elektronikabfällen. In einem Laptop befindet sich bis zu einem Gramm Gold. Elektronik ist somit wesentlich goldreicher als Golderz. Viele Firmen haben dies erkannt und gewinnen mit mehr oder weniger umweltfreundlichen Methoden die enthaltenen (Edel)metalle zurück. In der Schweiz kann man übrigens grössere Mengen an Mainboards, Soundkarten, Netzwerkkarten etc, für ca. 2.50 Franken pro Kilogramm verkaufen.

 

Derzeit gehen beträchtliche Mengen des geförderten Goldes in diese technische Verwendung. Je nach Schätzung ungefähr ein Drittel der jährlichen Produktionsmenge. Zwei Faktoren lassen aber Zweifel aufkommen, ob die Elektronikindustrie auch in Zukunft soviel Gold aufnehmen wird: Zum Einen die erfolgreiche Suche nach Ersatzmaterialien und zum Anderen das zunehmende Schrottrecycling mit Rückgewinnung der seltenen Metalle.

 

Gold ist schwer

...oder besser gesagt, hat eine extrem hohe Dichte. Übertroffen wird Gold noch von Osmium, Iridium, Platin und Rhenium. Radioaktive Stoffe natürlich mal ausgenommen. Die hohe Dichte ist neben der Seltenheit ein Grund für die Nutzung als Wertaufbewahrung.

 

Eine andere Einsatzmöglichkeit der hohen Dichte ist wesentlich kurioser:

Lagophthalmus ist eine Erkrankung, die dazu führt, dass man das Augenlid nicht mehr richtig schliessen kann. Auslöser ist meist die Schädigung eines Nervs. Eine (seltene) Behandlungsmöglichkeit ist die Implantation kleiner  Goldgewichte in das Augenlid, womit das Lid gravitativ nach unten gezogen und das Auge geschlossen wird.

 

Wenige andere medizinische Verwendungen für Gold mögen noch ein paar Unzen beitragen zum Verbrauch. Das früher gebräuchliche Zahngold wird ja kaum noch verwendet. Ich vermute eher, es kommt mehr Zahngold in den Recyclingkreislauf zurück als neu in die kariösen Gebisse eingesetzt wird.

 

Apropos: Falls jemand Goldreste und alten Schmuck loswerden will, das geht vorzüglich. Wir haben uralte Eheringe unserer Vor-Vorfahren und anderes altes Zeug an Goldankauf.ch gesandt und einen guten Preis dafür bekommen, sogar mehr als von uns überschlägig berechnet. Dubiosen Angeboten von fahrenden Händlern vertraue ich dagegen nicht.

 

Man sieht auch hier: die Verwendung von Gold in der Medizin ist beschränkt oder gehen sogar zurück. Tonnen von Gold werden dagegen als Münzen und Barren aufbewahrt.

 

Gold ist ein Stück weit Schweizerisch

...dachten sich die Betrüger, die gefälschte Goldbarren mit vertrauenserweckender Schweizer Prägung in Umlauf brachten. Mit Fälschung ist hier nicht sowas gemeint, dass ein Bleikern mit einer dünnen Goldhülle versehen wird oder ähnlicher Schwindel. Sondern folgendes: Gold aus dubioser Herkunft wird mit den bekannten Prägungen der angesehenen Schweizer Goldraffinerien versehen und lässt sich so leichter vertreiben. Dies fällt natürlich nur schwer und spät auf und sogar allererste Häuser unter den Banken können darauf hereinfallen.

 

Die Schweiz ist nämlich der weltweit grösste Goldverarbeiter und setzt Hunderte Tonnen Gold jährlich um.

Eigentlich müsste hier Gold also preisgünstig zu haben sein. Für Goldmünzen gibt es mit GoldPreis.ch eine hilfreiche Preisvergleichsseite, die aktuelle Frankenpreise für Goldprodukte wie Münzen und Barren ausgibt. Auch andere edle Metalle werden aufgeführt. Und was soll man sagen: Die Schweizer Preise z.B. eines Krügerrands sind mindestens gleichwertig, wenn nicht auch einmal besser als die umgerechneten Europreise eine grossen deutschen Händlers. Chapeux!

 

Rheingold und helvetisches Gold

Rheingold ist zuallererst mal eine Sagengeschichte aus dem Nibelungelied. Im Rhein findet sich allerdings wirklich etwas Gold, sogenanntes Seifengold, das aus den Alpen vom Fluss weggetragen und anderswo in geringen Anteilen im Flusskies abgelagert wurde. Findige Unternehmer eines Kieswerks tüftelten dann eine Methode aus, diese Gold mit rein physikalischen Methoden vom Kies abzutrennen. Mit der Sagengeschichte im Hintergrund und der umweltschonenden Gewinnungsmethode lässt sich das "Bio-Rheingold" exzellent vermarkten. Naja, das meiste Geld wird natürlich schon noch mit Kies und Sand für die Bauindustrie verdient.

Im folgenden Video wird die Gewinnung illustriert (bei ca. 6:20):

 

Natürlich war ich auch auf der Suche nach rentablem Goldabbau in der Schweiz. Und wurde sogar fündig! Goldgusti hatte ein Video dazu gemacht mit dem Titel "Goldmine auf der Alp Rentiert in der Schweiz". Na sowas, eine rentable Goldgewinnung im Hochlohnland Schweiz.

Zig Flüge waren mit dem Hubschrauber nötig, um die Ausrüstung für das Einmannunternehmen von Goldgusti in die unerschlossene alpine Gegend zu bringen. Sogar eine eingebrochene Kuh musste aufwendig gerettet werden. Wie kann sich das rentieren, zumal der Privatier am Schluss zugab, kein Gold gefunden zu haben...

Die Auflösung: Die Alp heisst "Rentiert", Alp Rentiert also. Was für ein Rheinfall, äh... Reinfall.

 

Gold horten oder nicht?

Gold ist ein aussergewöhnliches Metall mit reicher Geschichte und strahlt eine enorme Faszination aus. Nicht umsonst beschäftigen sich zahlreiche Seiten im Netz mit Gold und Anlagen in physischem Gold, Goldmünzen, Gold-ETF und Goldminenaktien.

 

 

Allerdings komme ich nicht zum Schluss, dass Gold als Industriemetall unersetzlich ist und in Zukunft ein Mangel bei allfälliger Ausweitung der Nachfrage entstehen könnte. Für die meisten technischen Anwendungen von Gold sind dessen Eigenschaften nützlich, aber nicht einzigartig. In vielen Fällen lassen sich verlässliche Ersatzlösungen finden oder andere Edelmetalle einsetzen - falls denn nötig. In anderen, hier nicht genannten Anwendungen für Gold werden nur äusserst geringe Mengen verbraucht (Goldbeschichtung von Spiegeln, Nanopartikel, etc.).

 

Ebenso entspannt ist die Situation auf der Anbieterseite. Sobald der Preis von Gold leicht steigt, tun sich neue Minen auf und Abenteurer packt das Goldfieber, sie ziehen los und graben nach Gold ungeachtet des dadurch erzielten Gewinns.

 

Zudem funktioniert der Goldkreislauf auch beim Recycling schon recht gut.

 

Und ist es nicht etwa wahrscheinlich, dass sich die traditionellen Goldschmuckländer Indien und China bei weiterer wirtschaftlicher Entwicklung dem westlichen (geringeren) Gebrauch von Goldschmuck annähern?

 

Im Endeffekt glaube ich nicht, dass langfristig spürbar steigende Nachfrage nach Gold von der Industrieseite kommt. Ebensowenig von der Schmuckverarbeitung. Nur angst- und panikgetriebenes Goldhorten beeinflusst die Nachfrage meiner Meinung nach wesentlich. Und gebunktertes Gold kommt irgendwann auch wieder in den Markt zurück. Dann sinken die Preise wieder.

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